Gold führt

Gold steht in der Rangliste der größten (absoluten) Käufe ganz oben. Wir haben lange keine Käufe dieses Edelmetalls mehr mit diesem Gewicht gesehen. Da es sich insbesondere um zwei Häuser handelt, die agierten, kann das auch ein Zufall sein. Aber der Goldkauf als vorerst letzte Alternative passt ins Marktgeschehen. Uns würde es nicht wundern, wenn in den nächsten Wochen andere Entscheider nachziehen und der Goldpreis auch dadurch nochmals einen Schub nach oben bekommen würde. Wie schon häufiger angemerkt, klagen die Depotmanager in Gesprächen über die Märkte, die im Moment dem Investor so wenig bieten. Sicher, die Aktien scheinen nicht überbewertet, aber das Abwärtsrisiko übertrifft nach Ansicht der meisten unserer Gesprächspartner schon jetzt die Aufwärtschancen. Im Anleihenbereich scheuen die Meisten davor zurück, noch mehr Emerging Markets-Anleihen oder Corporates zu kaufen. Um Immobilien machen Vermögensverwalter gern und insbesondere nach der Krise der offenen Immobilienfonds sowieso lieber einen Bogen. Rohstoffe bieten da nach den letzten guten Wochen noch immer befriedigendes Aufwärtspotenzial, zumal die kalkulatorischen Kosten des Edelmetalls in der Nullzinsphase so niedrig wie nie sind.

Erstaunlich auch, dass schon in der zweiten Woche hintereinander ein Discount-Zertifikat ganz oben in der Rangliste der beliebtesten Wochenwerte steht. Auch in dieser Woche bildet wieder der Eurostoxx-Index die Basis. Discount-Zertifikate werden bekanntermaßen dann eingesetzt, wenn man verhalten optimistisch ist und gerne einen kleinen Puffer nach unten hätte. Unser Eindruck ist: Viele Entscheider sehen genau diese Marktphase, die von einer Seitwärtsbewegung der Kurse bestimmt wird und von zwischenzeitlichen Schwankungen kleinen bis mittleren Umfanges begleitet wird. Im vorliegenden Fall hat sich der Verwalter einen riesigen Puffer gesichert. Der sogenannte Cap des Zertifikates liegt nämlich bei 2.100 Punkte des Eurostoxx. Tatsächlich steht der Index aber bei fast 3.000 Punkten. Wenn in zwei Jahren das Zertifikat endet, ändert sogar ein zwischenzeitlicher Indexeinbruch von 25% nichts an der 2,54 prozentigen Jahresrendite, die der Verwalter für seinen Mandanten gern einstreichen würde. Der Deal zeigt auch, wie vorsichtig die Entscheider mittlerweile mit den Derivaten umgehen. Tatsächlich dürfte es schwer sein, Kunden einen Verlust zu erklären, wenn „doch schon der Fall Lehman gezeigt hat …“.

2016 09 20 rel K

Der Euro Stoxx ist das dritte Thema, das durch die Rangilste der beliebtesten Werte in der vergangenen Woche durchschimmert. Die Lust auf Europa hat auch gute Gründe. Die meisten Verwalter halten die Unternehmen etwa im Euroraum für günstig bewertet, für günstiger jedenfalls als die US-Titel. Hinzu kommt: Nach der Eurokrise und der Flucht sind längst noch nicht alle Gelder wieder zurückgekehrt. Die Europa-Depotquoten könnten durchaus noch ansteigen. Schließlich: Die Alternativen sehen nicht reizvoll aus: Emerging Markets halten die Verwalter schon in erheblichem Umfang. Dieser Topf scheint voll. US-Werte sind auch im Hinblick auf die Wahl, vor allem aber wegen der alles andere als überzeigenden US-Konjunktur und der fahrlässigen Haltung der FED suspekt. Japan wird eher als ein fallender Markt eingeschätzt. So führt für viele an Europa nichts vorbei, auch wenn es sich hier nicht um einen wirklich starken Trend handelt, sondern eher um sporadische, dann aber eben auch überwiegend strategische Käufe.

Im Aktienbereich fielen uns weiter einige Linde-Käufe auf. Die Verwalter, wir erwähnten es bereits weiter oben, setzen hier auf ein Overshooting des Marktes nach der Enttäuschung der jüngst nicht zustande gekommenen Übernahme eines Konkurrenten. Interessant erscheint auch der Kauf der EdelmarkeDer Schneider befindet sich mitten in einer tiefen Umstrukturierungsphase, in der etwa die neue kurz bevorstehende Kollektion der neuen Kreativdirektorin belebend wirken kann. Leider ist das keineswegs sicher.